Das DM/Strasbourg Wochenende (16.3./17.3.2019) ist natürlich nun schon etwas her aber ich versuche trotzdem mal, meine Eindrücke im Nachhinein zu Papier zu bringen:
Ich bin schon am Vorabend der Deutschen Meisterschaften mit dem Zug in Nürnberg angereist. Als ich danach zur Waffenkontrolle in die Uhlandhalle gehe, bin ich erstmal komplett überwältigt von der Art, in der die Halle hergerichtet worden ist. Eine Finalbahn auf Podesten, Werbebanner und Kameras für Videobeweise an jeder Piste, Waffenkontrolle durch DFB Offizielle – In dem Moment realisiere ich erst richtig, dass ich hier nicht auf irgendeinem 0815 Turnier bin. Nervös bin ich aber tatsächlich nicht, nicht einmal am nächsten Morgen, an dem man normalerweise das größte Lampenfieber erwarten würde. Das kommt erst in dem Moment, als ich in der Halle aus dem Zuschauerraum in den als „Nur für Fechter“ gekennzeichneten Bereich gehe und realisiere: Verdammt… Ich bin tatsächlich nicht nur zum Zuschauen hier.
In der Halle erkenne ich zwar das eine oder andere Gesicht von bisherigen Turnieren wieder, wirklich gut kenne ich aber niemanden und komme mir etwas allein vor unter der größtenteils mit Haus und Hof angereisten Konkurrenz. Entsprechend nervös gehe ich dann auch in die Vorrundengefechte und verliere prompt die ersten drei Sang und Klanglos, bis ich mich wieder fangen und wenigstens so fechten kann, wie ich es mir vorgenommen hatte. Generell finde ich es -zumindest auf meinem Niveau- auf Turnieren wichtig, sich für die eigene Fechtleistung Ziele zu setzen und nicht allzu sehr auf das Ergebnis oder die Platzierung zu achten. Man hat so größere Erfolgserlebnisse und kann sich stetig verbessern; die Platzierungen kommen irgendwann von allein. Mit recht niedriger Platzierung gehe ich dann ins 64er Tableau und habe eigentlich keine großen Hoffnungen. Mit tatkräftiger Unterstützung meines bis dahin angereisten Teams schaffe ich zur Pause dennoch ein 8:7 und gehe, obwohl ich in der zweiten Hälfte dann verliere, mit gutem Gefühl als 45ter von 51 Angereisten aus der Halle.
Normalerweise wäre damit mein Wochenende vorbei – weil ich aber eine Schraube locker habe und Nägel mit Köpfen machen will, springe ich direkt in den nächsten TGV nach Strasbourg, um auch noch beim EFC U23 Circuit dabei zu sein.
Schon bei der Waffenkontrolle am Vorabend fallen mir bei einigen Teilnehmern auf World Cups gekaufte Anhänger und Patches auf. Obwohl diese Turnierserie im Leistungsniveau unter den FIE World Cups liegt, befindet man sich hier dennoch definitiv im Leistungssport – etwas, dass man deutlich an der Atmosphäre merkt. Gab es bei den Deutschen Meisterschaften noch freundschaftliches Gerede zwischen Teams und Sportlern untereinander, ist die Atmosphäre hier geladener; die meisten sind nicht hier um Spaß zu haben, sondern um zu gewinnen.
Gerade diese Atmosphäre ist es aber, die ich an diesen Turnieren so mag. Man ertappt sich dabei, wie sich die Versiertheit der erfahrenen Fechter und das Adrenalin in der Halle auf einen selbst überträgt. Man kommt sich selbst um einiges professioneller vor, als man sich normalerweise träumen würde.
Die Vorrunde verläuft dann deutlich besser, als noch bei meiner ersten Erfahrung mit der EFC in Wien. Dank der jetzt-ist-eh-alles-egal Einstellung, die mein erschöpftes und zerbeultes selbst an diesem Morgen in der Dusche angenommen hat, bin ich nicht einmal mehr nervös und kann die Gefechte auf einem Niveau durchziehen, das ich mir in Anbetracht meiner Situation gar nicht mehr zugetraut hätte.
Prompt stehe ich in der Direktausscheidung einem jungen Italiener gegenüber. Das folgende Gefecht verläuft kurz und schmerzlos: 15:1 gegen mich. Wie sich später herausstellt, bin ich gerade gegen den Ersten der Europäischen Rangliste angetreten, eine durchaus interessante Erfahrung. Ich nutze die verbleibende Zeit in der Halle, um den besseren Fechtern zu- und mir einige Dinge abzugucken und trete schließlich als 51ter von 52 die Heimreise an.